Die Geschichte von Kynžvart – ausführlich

 

Schloss Metternich in Kynzvart (Königswart)

Irgendwann zwischen den Jahren 1585–1597 wurde im Tal unterhalb der königswarter Burg ein Renaissansschloss erbaut. Sein damaliges Aussehen ist leider nicht bekannt. Es gibt keine derzeitige Darstellung des Schlosses. In dem späterem metternichstischem Schloss blieben  bedeutende Bestanteile des ursprünglichen Objekts erhalten, z. B. komplette Gewölbe mit Glättputz und eine ganze Reihe von weiteren Fragmenten.

Krystof Heinrich von Zedwitz nahm aktiv an der Rebelion der böhmischen Stände gegen Kaiser Ferdinand II. teil und seine Herrschaft in Königswart wurde konfisziert. Im Jahre 1623 wurde die konfiszierte Domäne  fünf  Brüdern Metternichs für 66 114 Gulden überlassen. Es handlete sich um die Neffen des Kurfürsten von Trier – Johann Reinhard, Wilhelm, Karl, Emmerich und Lothar. Sie waren Wallensteins Offiziere.

Der Reichsgraf Philipp Emmerich von Metternich, der Urgroßvater des Kanzlers, ließ  aus den Überresten des verkommenen  Schlosses der Herren von Zedwitz ein neues Barockschloss zu erbauen.

Wie aus den Gouachen – Gemälden des Ritters Reinach aus dem Jahr 1800 offensichtlich ist, hatte das Barockschloss einen typischen Charakter des Landsitzes mit einem Komplex der Wirtschaftsgebäuden, mit dem Pferdestall im südlichen Flügel und mit dem repräsentativen Saal über dem zentralen Durchfahrt.

Während des 18. Jahrhunderts verweilten die Besitzer vorwiegend auf ihren Besitzungen im Rheinland und das Schloss Königswart  besuchten sie nur selten.

Im Jahre 1767 wurde die Erbherrschaft vom Vater des nachmaligen Kanzlers, dem Reichsgrafen Franz Georg von Metternich ererbt. Er war ein  erfolgreicher Diplomat. Er bekleidete den Posten  des trierischen Gesandten in Wien und nach dem Tod des Kaisers Josef II. nahm  er an der Wahl und Krönung des Kaisers Leopold II. in Frankfurt teil. In den Jahren 1797–1794 wirkte er als Minister in den Niederlanden. Während des deutsch – französischen Krieges wurden die Besitzungen der Metternichs voll ausplündert und Schloss Königswart war an der Wende des 18. Zu 19. Jahrhunderts   sogar ein einziger Sitz dieses bedeutenden Adelsgeschlechts.  Erst im Jahre 1805 erwarb Fürst Franz Georg von Metternich als Entschädigung für die zerstörten  Besitzungen im Rheinland das Kloster Ochsenhausen.

Klemens Wenzel  Lothar Johann Nepomuk der 2.Fürst von Metternich war zweifellos  der berühmteste Besitzer der Herrschaft und des Schlosses Königswart. Seit dem Jahr 1809 war er Außenminister Österreichs und in den Jahren 1821–1848 Kanzler des „habsburgischen Hauses, Hofes und Staates“ Im Jahre 1813 wurde er in den erblichen Fürstenstand erhoben. In seiner Regie verlief der Wiener Kongress ( 1814–1815), der die internationale Beziehungen nach der Niederlage Napoleons  durch ein Vertragssystem regulierte. Kanzler Metternich verweilte vorwiegend in Wien im Gebäude der Staatskanzlei  oder in seiner Villa auf Rennweg. Das alte Barockschloss in Königswart genügt den Ansprüchen des Kanzlers nicht und so wurde zwischen 1820–1839 im Stil des Wiener Klassizismus umgebaut. Der hervorragende Wiener Baumeister Pietro Nobile  musste eine große Menge von Entwürfen des Kanzlers akzeptieren. Die Verwirklichung dieser Pläne  war keine billige Angelegenheit. Im September 1822  gewährte dem Metternich einen persönlichen  Kredit der Bankier Salmon Rothschild in Höhe 900 000 Gulden (ungefähr 45 Mio EUR ) mit dem Zinssatz 5% und mit der Fälligkeit 12 Jahren. Dieser günstige Kredit lohnte sich. 6 Tage später erhielten alle 5 Brüder Rothschild den erblichen Titel österreichischer Freiherren. Der Kredit ermöglichte dem Kanzler das Kapital in die Besitzungen in Königswart und Plas anzulegen. Fast eine halbe Millionen Gulden  investierte er auch in die umfangreichen Einkäufe von Schmucken, Münzen und Kunstsammlungen.

Zu Anfang der Revolution im März 1848 überreichte der Kanzler seine Demission und verbrachte die folgenden drei Jahre im freiwilligen Exil in London. Nach seiner Rückkehr bis zum Tode am 11. Juni 1859 verweilte er oft in Königswart.

Sammlungen

Die Kunstsammlungen bilden einen natürlichen Bestandteil der repräsentativen Innenräume des Schlosses Kynzvart. Zu den wertvollsten Meisterwerken gehören zweifellos vier spätgotische Altartafelbilder des deutschen Malers Bernard Strigel (1460/1461 - 1528) aus dem Jahre 1510, die die Legende über die Auffindung des Heiligen Kreuzes darstellen. Möglicherweise stammen sie aus dem Kloster in Ochsenhausen, das von dem Vater des Kanzlers, dem Fürsten Georg von Metternich im Jahre 1803 erworben wurde.

In den Sammlungen befindet sich auch eine französische Renaissancetapisserie aus dem Jahre 1560, sowie mehrere Renaissance- und frühbarocke Portraits.

Einen beachtlichen Teil seiner Kunstsammlung verwahrte Kanzler Metternich in seiner Wiener Villa. Im Jahre 1906 wurde diese Kollektion (32 Gemälde, 155 Miniaturen und 29 Marmorplastiken, Büsten, Untergestelle, Reliefs und Ziervasen) im Kunsthistorischen Museum ausgestellt. Mehrere Portraits wurden von den bekanntesten Malern der Wiener-Kongress-Epoche gemalt (Sir Thomas Lawrence, Sir Joshua Reynolds, Francois Gérard, sowie die ausgezeichnete Miniaturmaler Daffinger und Kriehuber).

Einige Marmorplastiken (wie zum Beispiel "Amor und Psyche") stammen aus dem römischen Atelier von Antonio Canova (siehe Die fliegende Statuengruppe); die Reliefs wurden von Bertel Thorwaldsen geschaffen, die anderen Skulpturen und Büsten von Christian Rauch, Pietro Fontana, Pompeo Marchese, Giuseppe Pisani und Pietro Tenerani. Es handelt sich dabei um eine beispielhafte und einzigartige Kollektion von 36 klassizistischen Marmorskulpturen. Im Jahre 1908 wurden diese Kunstwerke nach Königswart überführt, einschliesslich der dekorativen Empirevasen und Malachit-, Porfyrit-, Alabaster- und Marmoruntergestelle (siehe Das schwarze Schaf der Metternichs).

Die Kanzlerbibliothek im Schloss Kynzvart gehört zu den bedeutendsten Adelsbibliotheken in der Tschechischen Republik (siehe Über einen Spätsommer). Diese enzyklopädische Bibliothek umfasst mehr als 12 000 Titel in 24 000 Bänden. Unter den 160 Manuskripten befindet sich ein einzigartiges Fragment der Fünf Bücher Moses aus der Wende des 8. zum 9. Jahrhundert. Die 230 Inkunabeln in 145 Bänden stellen dann die grösste Sammlung der Erstdrucke in der Tschechischen Republik dar.

Das Fundament dieser Bibliothek entstand aus dem Nachlass des Erzbischofs und Kurfürsten von Trier, Lothar von Metternich (1551–1623). Lothar vermachte die Bibliothek seinen fünf Neffen, die das Herrschaftsgebiet Königswart im Jahre 1623 erwarben. Während der Kriegsereignisse im Jahre 1794 gingen die meisten Bücher aus der Bibliothek in der rheinischen Stadt Koblenz unwiederbringlich veloren.

Die Reste der Familienbibliothek wurden durch die wertvollsten Manuskripte und seltenen Drucke aus der Klosterbibliothek der aufgelösten Benediktinerabtei in Ochsenhausen (Schwaben) bereichert (es handelt sich um etwa 4 000 Bände). Das säkularisierte Kloster erwarb des Kanzlers Vater Franz Georg als eine Entschädigung für seine Verluste am Rhein. Nach dem Jahre 1818 liess Fürst Klemens von Metternich die Bibliothek nach Wien überführen. Nach der beendeten Renovierung des Schlosses Kynzvart nach dem Jahre 1835 wurde sie im neuen Schlossflügel installiert.

In der Bibliothek sind neben den ältesten religiösen Texten und Werken über die weltliche und kirchliche Geschichte auch die folgenden wissenschaftlichen Fächer vertreten: Geschichte, Biographie, Heraldik, Numismatik, antike Literatur, Naturwissenschaften, Medizin, Musikwissenschaft, Enzyklopädien, Atlanten, Reisebeschreibungen, Grammatiken verschiedener Orientalsprachen, Buchdruck, Philosophie, Kirchen- und Zivilrecht, Diplomatie, Ökonomie, technische Disziplinen, Mathematik, Physik, Chemie, Mineralogie, Botanik, Zoologie, Agronomie, Architektur, Kunstgeschichte und Kunsttheorie. Man kann sagen, ohne zu übertreiben, dass beinahe jeder Spezialist hier die Grundliteratur zur Geschichte seines Faches findet.

Unter den 17 Manuskripten aus dem 12. Jahrhundert befinden sich in der Bibliothek auch zwei wertvolle Blätter, die vom heiligen Bernard von Clairvaux eigenhändig geschrieben wurden. Neben den biblischen und liturgischen Büchern, Homiliensammlungen und theologischen Abhandlungen findet man unter den ältesten Manuskripten auch philosophische Werke (ein Konvolut mit Werken von Aristoteles) und juristische Schriften. Das illuminierte Psalmbuch aus dem 13. Jahrhundert gehört zu den prächtigsten Exemplaren der Bibliothek in Kynzvart. In dem Manuskript "Legenda sanctorum" aus dem 14. Jahrhundert wurde auch das Manuskript "Leiden des heiligen Adalberts" von Bruno von Querfurt entdeckt, einschliesslich der Predigt über den heiligen Gorgonius, die gerade vom heiligen Adalbert verfasst wurde. Aus dem 14. Jahrhundert stammt auch das reich illuminierte Manuskript "Histoire de France" in zwei Bänden. Häufig zitiert ist das Manuskript der Magdeburger Chronik aus dem Jahre 1525, sowie Manuskripte des spanischen Schriftstellers und Dramatikers Felix Lope de Vega Carpio (siehe Spanien in Königswart).

In der Sammlung von Inkunabeln sind erwähnenswert vor allem die Kosmographie von Hartmann Schendel oder die erste Ausgabe der gedruckten "Comoedie" von Artistophanes. Der Erstdruck "Soliloquium…" von Hugo de Sancto Victore wurde im 19. Jahrhundert irrtümlich für einen Druck von Johannes Gutenberg gehalten.

Im 19. Jahrhundert wurden alle mittelalterlichen Manuskripte und Inkunabeln, sowie die meisten alten Drucke leider neu umgebunden. Im ursprünglichen Einband sind also nur sechs Kodici erhalten geblieben.

Der Bestand der Kanzlerbibliothek wurde zwischen 1845 und 1853 vom Schlossbibliothekar Heinrich Schiel erfasst. Der Authoren- und Sachkatalog in acht Bänden blieb erhalten, gleich wie die späteren Inventare von Manuskripten, Erstdrucken, Karten, Plänen und graphischen Blättern.

Einen Bestandteil der Schlossbibliothek stellt auch die wertvolle Kollektion von etwa 8000 graphischen Blättern dar. Meistens handelt es sich dabei um Lithographien, Kupferstiche und Stahlgravierungen. Diese Sammlung von mannigfaltigen Genren und Techniken ist mit Kupferplatten, Versuchsdrucken und kalligraphischen Mustern verschiedener Buchstabenarten ergänzt.

Im Speisesaal des Schlosses befindet sich ein einzigartiges Tischservice aus vergoldetem Kupfer, das gegen Ende des 18. Jahrhunderts von der Pariser Firma Thomire hergestellt wurde. Dieses luxuriöse Service wurde dem Fürsten Richard Metternich geschenkt.

Die Schlosskapelle, die dem heiligen Antonius von Padua geweiht ist, stammt aus dem Jahre 1833. Im Laufe der klassizistischen Umgestaltung zwischen 1820 und 1833 wurde die Einrichtung der ursprünglichen Barockkapelle einigen benachbarten Gemeinden geschenkt – das Barockkreuz und die ursprüngliche Orgel nach Dolni Zandov (Unter Sandau), die geschnitzten Holzplastiken des heiligen Johannes und der Heiligen Jungfrau in die Kapelle St. Anna in der benachbarten Gemeinde Stara Voda (Altwasser). Der neue Hochaltar dieser Kapelle wurde dann zwischen 1824 und 1832 aus Marmorresten einer der ältesten Basiliken Roms erbaut, die dem Heiligen Paul vor den Mauern (San Paolo fuori le mura) geweiht war und im Jahre 1823 ausbrannte. Der Altar wurde für Kanzler Metternich auf Veranlassung des Papstes Gregor XVI. verfertigt und mit Reliquien des Heiligen Bonifatius und einigen Privilegien ausgestattet, wie es in der päpstlichen Dedikationsurkunde heisst (siehe Königswarter St. Bonifatius). Das Altartabernakel ist mit Messingplastiken der Heiligen Peter und Paul ergänzt.

Das Altarbild, das vom Wiener Maler Anton Petter im Jahre 1832 gemalt wurde, stellt die Erscheinung des hl. Antonius von Padua dar. Neben dem Altar steht eine im späteren Empirestil durchgeführte Marmorplastik des Schutzengels mit dem Kind. Gegenüber dem Altar hängt ein Gemälde des italienischen Barockmalers Luca Giordano (1632–1705), das die Kreuzabnahme schildert. Aus den Fenstern des Oratoriums hängen Wappenbanner des Kanzlers Metternich und seiner dritten Ehefrau.

Die ersten Andachten in der wiederhergestellten Schlosskapelle wurden in Gegenwart der württembergischen Prinzessin im Juli 1833 gehalten. Bis 1957 fanden in der Schlosskapelle Wallfahrtsmessen zu Ehren des heiligen Antonius statt. Im August 1999 wurde die Schlosskapelle vom Pilsner Bischof Frantisek Radkovsky wieder geweiht. Die heilige Messe fand hier damals nach langen 42 Jahren statt. Seit dem Jahre 2000 wurde auch die Tradition der zu Ehren des heiligen Antonius gehaltenen Wallfahrtsmessen wiederaufgenommen.

Auf dem Maihügel im Schlosspark wurde eine hölzerne Waldkapelle zum Heiligen Kreuz erbaut. Der örtlichen Tradition nach befand sich auf dieser Stelle einst ein heidnischer Opferplatz. Nachdem Philipp Emmerich von Metternich hier eine Kapelle erbauen hatte lassen, siedelte sich in der Nähe ein Eremit an, der das hiesige Volk an der Erhaltung heidnischer Traditionen gehindert haben soll.

Die Waldkapelle zum Hl. Kreuz wurde im neogotischen Stil anlässlich des Besuches des österreichischen Kaisers Ferdinand V. im September 1835 erbaut. An beiden Seiten des barocken Holzkreuzes stehen Steine mit Inschriften aus dem Jahre 1692. An die Kapelle knüpfen sich einige anmutige historische Sagen.

Das Kabinett der Kuriositäten – das Schlossmuseum Kynzvart – gehört zu den ältesten öffentlichen Museen Europas. Seine Entstehung ist mit der Persönlichkeit des letzten Scharfrichters von Eger (Cheb), Karl Huss (1761–1838 – siehe Die Hinrichtung auf der Burg Elbogen) verbunden. Die Münz-, Naturalien- und Kuriositätensammlungen dieses bedeutenden regionalen Forschers und Philosophen wurden eine Grundlage für die Entstehung des Schlossmuseums.

Die numismatische Sammlung von Karl Huss (ursprünglich 7109 Münzen - siehe Die große Beraubung auf dem Schloss Königswart) wurde durch spätere Neuerwerbungen von Kanzler Clemens und seinem Sohn, dem Fürsten Richard erweitert. Das einzigartige numismatische Material reiht diese Sammlung von 11000 Exemplaren in die bedeutendsten der Republik ein. In der Kollektion der antiken Münzen überwiegen römische Prägungen. Den wichtigsten Teil der Sammlung stellen jedoch spätgotische oder frühneuzeitliche Münzen und Medaillen dar, vor allem diejenigen aus der Talerzeit. Am häufigsten handelt es sich um adelige, städtische und kirchliche Prägungen aus Deutschland. Geringfügig sind hier orientalische Münzen und einstige diverse Zahlungsmittel vertreten.

Im Kabinett der Kuriositäten befinden sich mehrere persönliche Gegenstände, die verschiedenen historischen Persönlichkeiten gehörten. So findet man hier zum Beispiel eine Reiseuhr des ungarischen Königs Matthias Corvinus und seinen Ring mit drei Diamanten und vier Rubinen, einen goldenen Siegelring der polnischen Königin Marie Sobieski, einen Degen von Louis XIV., ein türkisches Amulett von Lord Byron (siehe Lord Byrons Amulett), einen Kamm der Kaiserin Maria Theresia, ein Gebetbuch der französischen Königin Marie Antoinette (siehe Die Botschaft der hingerichteten Königin), einnen Kinderanzug von Don Carlos (siehe Spanien in Königswart), einen Pontifikalschuh des Papstes Gregor XVI., einen Überzieher des Herzogs Wellington, eine Kollektion von Spazierstöcken (die zum Beispiel dem Minister Talleyrand oder dem Kaiser Franz I. gehörten – siehe Der Spaziergang mit dem Rohrstock), einen Handschuh des hingerichteten mexikanischen Kaisers Maximilian (siehe Das mexikanische Abenteuer), eine Zigarette von Kaiser Napoleon III. und seinen Dolch, der sein Kostüm während eines Maskenballes zierte (siehe Der Dolch vom Kaiser Napoleon III.), eine Tamburine der Kaiserin Eugenie, einen Schreibtisch und Lehnstuhl von Alexander Dumas dem Älteren mit seinen Anmerkungen und Unterschriften (siehe Romeo und Julie vom Dumas), einen posthumen Abdruck seiner rechten Hand, eine handgeschriebene Partitur von Richard Wagner mit einer Widmung an Fürstin Pauline von Metternich (siehe „Mauline“ und Richard Wagner), Manuskripte und Unterschriften verschiedener Persönlichkeiten.

Das Museum wurde auch durch archäologische Gegenstände bereichert. Es handelt sich um Funde aus Griechenland, Rom und Pompeji (siehe Die Antiquitäten aus Pompeji), Kleingegenstände aus Mexiko und Peru; vor allem sind altägyptische Denkmäler vertreten, die Kanzler Metternich von Muhammad Ali, dem osmanischen Vizekönig Ägyptens im Jahre 1825 geschenkt bekam (siehe Die Mumie vom ägyptischen Vizekönig) – eine Mumie des ägyptischen Priesters Kenamon, der den Schatz des Pharaos Thutmosis III. (18. Dynastie, 15. Jahrhundert v. u. Z.) geschützt haben soll, und eine Mumie des Priesters Pentakutres (21. Dynastie, 11. Jahrhundert v. u. Z.). Beide Mumien liegen in ursprünglichen hölzernen Särgen mit bunt verzierten Deckplatten, aufgemalten Texten und symbolischen Ornamenten. Diese Kollektion beinhaltet auch Gewebestücke der Binden, Amulette, Papierstücke mit Hieroglyphen und andere Bestandteile der Grabausstattung.

Aus dem 11. Jahrhundert stammen Reliquien des spanischen Nationalhelden Cid und seiner Gattin Ximene (siehe Spanien in Königswart), aus dem Jahre 1334 Reliquien des Papstes Johannes XXII. Ein Fragment aus dem Sarg von Karl V. befindet sich in einem prächtigen Reliquienschrein. Zu dieser Sammlung gehören Locken der Kaiserin Maria Theresia, Haare von Herzog Wellington, Ludwig van Beethoven, Luighi Cherubini, Gaspar Spontini, Kaiser Franz I. und anderen bekannten Persönlichkeiten, sowie ein Medaillon mit Haarlocken von Kaiser Napoleon I.

Andere Exemplare wurden aus angeblichen oder authentischen historischen Orten erworben – zum Beispiel - ein Ziegelstück aus dem Babylonischen Turm, ein Stein aus dem Ort, wo die Städte Sodom und Gomorrha lagen, ein Steinstück aus dem Tempel in Jerusalem, ein Holzstück aus dem Schiff des römischen Kaisers Tiberius, ein Fragment des Ornaments aus dem Bad von Livia Drusilla, Mosaiksteine aus der San-Marco-Kathedrale in Venedig und aus der Kuppel des Tempels Hagia Sofia in Istanbul. Aus dem während der Belagerung von Wien im Jahre 1683 aufgeschlagenen türkischen Militärlager stammen zum Beispiel Meerschaumpfeifen und orientalische Amulette (siehe In der Umgebung Wiens wurde geraucht).

Den Wert mancher Gegenstände stellt ihre authentische Verbindung zu konkreten historischen Ereignissen dar, womit sowohl Lokaltragödien als auch Ereignisse der Weltgeschichte in Erinnerung gebracht werden. Einen Platz haben hier mannigfaltige Exponate: ein Stück menschliche Haut von einem Fuhrmann, der in Prag im Jahre 1782 tödlich verunglückte; Tapeten, auf denen Marie Antoinette ihre Botschaft dem französischen Volk aus dem Gefängnis schickte (siehe Die Botschaft der hingerichteten Königin); eine Standarte aus der Zeit der Grossen Französischen Revolution; ein Karabiner und ein Kartätschengeschoss aus dem Kriegsfeld bei Waterloo. Eine blindgegangene Bombe, die während des versuchten Attentats auf das Leben des Kaisers Napoleon III. benutzt wurde, ist wahrscheinlich das einzige noch erhaltene funktionsfähige Exemplar von insgesamt zehn Stücken, die für den Anarchisten Orsini konstruiert worden waren (siehe Das Jahrhundert der Erfindungen). An das Ende der politischen Karriere des Kanzlers erinnert die Granatkugel, die während der Beschiessung von Wien im Oktober 1848 in sein Arbeitszimmer hineinflog.

Museumskataloge und Inventarbücher, in denen einzelne Exponate, einschliesslich deren Ursprung und genauen Position in der Vitrine sorgfältig beschrieben sind, blieben bis heute erhalten. Sie stellen eine Quelle wertvoller Informationen dar, die während der authentischen Installation verwertet wurden. Die Verarbeitung der originellen Archivkataloge, der ursprünglichen handgeschriebenen Inventarbücher und Dokumente hilft nun die Herkunft und die Geschichte vieler denkwürdiger alter und exotischer Kuriositäten erklären und gibt ihnen ihre längst vergessene Geschichte zurück (siehe Museum der Geschichten).

Um die Komplettierung der Sammlungen machte sich des Kanzlers Sohn Fürst Richard verdient. In den Sammlungen findet man zum Beispiel eine Eintrittskarte für die Pariser Weltausstellung aus dem Jahre 1867 (siehe Der Ausflug auf die Weltausstellung), Briefe der Taubenpost, sowie ein Stück Brot aus der belagerten Stadt Paris (siehe Paris in Belagerung).

Manche Kuriositäten belegen technischen Fortschritt oder handwerkliche Gewandtheit ihrer Schöpfer. In diese Gruppe gehören geschnitzte Onyx-, Karneol- und andere Halbedelsteinkameen, Gemmen (siehe Der Ring mit der Kamee), Goldringe, Broschen, Anhängsel, Nadeln mit Brillanten, Perlen oder Halbedelsteinen, Siegelstöcke, Siegelringe (siehe Mit Karneol besiegelt), Reliefportraits aus Glas, Gips, Wachs, Gusseisen, Porzellan, dann Miniaturen und historische Szenen - zum Beispiel eine umfangreiche Kollektion von Repliken der antiken Gemmen und Kameen von L. Pichler (siehe Der Ring mit der Kamee), Gipsplaketten aus der Werkstatt von Antonio Canova und Bertel Thorvaldsen, die ältesten Daguerrotypien, sogar einschliesslich eines Exemplars mit der Widmung von L. J. M. Daguerre an Metternich (siehe Die älteste Fotografie der Welt), optische Geräte und Diorahmen, ein Konstruktionsmodell eines transatlantischen Telegrafenkabels usw. (siehe Das Jahrhundert der Erfindungen a Was heißt Stinteroplastik).

Zwischen den Kuriositäten aus dem Orient (siehe Harem-Kleid für die Königswarter Fürstin) befinden sich zum Beispiel Speere aus Java; Keulen mit Haifischzähnen, die von pazifischen Inseln stammen; eine komplette Ausrüstung eines japanischen Samurais; ein von chinesischen Bräuten getragenes Stirnband; eine Krone, die einem Häuptling des Dajakstammes gehörte (siehe Souvenirs aus Reisen und Expeditionen, Bilder aus Brasilien und Mit der Fregatte rund um die Welt); ein kompletter arabischer Sattel des ägyptischen Vizekönigs mit Pistollenhüllen (siehe Die Mumie vom ägyptischen Vizekönig), Sand aus drei Wüsten und zahlreiche Naturkuriositäten aus fernen Ländern (siehe Was im Roten Meer wächst).

Die Kollektion von Folterinstrumenten beinhaltet Hinrichtungsschwerter des Scharfrichters von Eger (siehe Die Hinrichtung auf der Burg Elbogen), historische Waffen (siehe Jan Zizkas hussitischer Kolben), Sturmhauben, Helme und Mützen wichtiger europäischer Regimente (siehe Die Hallebarden aus dem Ausverkauf).

Schloss Park

Der Schlosspark wurde vom Wiener Hofgärtner Riedel während der im Stil des Wiener Klassizismus durchgeführten Umgestaltung der Schlossanlage (1820–1833) geschaffen. Durch eine planmässige Durchforstung der ursprünglichen Bestände, sowie durch Neupflanzung einheimischer Bäume und Sträucher wurde die Grundkomposition unterstützt, die zwei Hauptachsen und drei dominante Durchblicke zum Schloss umfasste. Gleichzeitig wurden in der Schlossparkanlage weitere Gebäude und architektonische Landschaftselemente umgebaut oder neu erbaut. Direkt gegenüber dem Schloss liess Kanzler Metternich einen Gebäudekomplex für den Meierhof und für das Renten- und Forstamt erbauen. Unweit vom Schloss kam es zur Umgestaltung der Gärtnervilla, des Gewächshauses, der Bierbrauerei (erstmals urkundlich erwähnt im Jahre 1606) und des Forsthauses. Die alte Radmühle und die mit Schindeldach versehene Schmiede wurden hergerichtet; beide Gebäude entstanden bereits gegen Ende des 18. Jahrhunderts. Der südliche Rand der Parkanlage befand sich damals auf dem Hügelrücken hinter der Brauerei, wo ein Teehaus im Empirestil erbaut wurde. Anstelle der damaligen barocken Einsiedelei wurde die Waldkapelle des Heiligen Kreuzes erbaut.

An der nordwestlichen Spitze der Parkanlage, auf dem Antoniushügel, liess Kanzler Metternich im Jahre 1835 einen Obelisk zu Ehren des Kaisers Franz I. und Ferdinand V. aufrichten (siehe Der neue Kaiser ist geboren). Zur merkwürdigen Ausstattung der Parkanlage gehören auch Gusseisenprodukte der Metternichschen Eisenwerke - eine Fontäne auf dem Hofplatz, Ziergitter des Ehrenhofes, eine Diana-Statue, Bänke, Geländer und ein romantischer sechsseitiger Pavillon.

Im Jahre 1870 kehrte des Kanzlers Sohn und Erbe, Fürst Richard, aus dem diplomatischen Dienst nach Königswart zurück. Der Park wurde wesentlich erweitert – auf der Nordseite bis nach Kynzvart und auf der Südseite bis zur Eisenbahnstrecke. Massenhaft wurden hier Exoten und Kultivare (vor allem Koniferen) gepflanzt. Das Teichsystem wurde vervollständigt und zahlreiche romantische Plätze, Ruhebänke und Schlupfwinkel hergerichtet. Im ganzen Park findet man lauschige Plätze.

Seit Anfang des 20. Jahrhunderts kam es zur fortschreitenden Degeneration der Parkanlage und deren partiellen Bewaldung. Die Parkanlage (einschliesslich der Wege und Fussteige) wird erst in letzten Jahren schrittweise wiederhergestellt.