Der Betrieb des Golfplatzes auf der Schloss Kynžvart wurde eingestellt.
Wo der Weiße Stein hinverschwunden ist
Museum Geschichten, Dr. Miloš Říha, 2004
Das Königswarter Schloss des Kanzlers Metternich ist von einem ausgedehnten englischen Park umgeben. Der romantische Fußweg um den Mühlweiher mit seiner Insel und den Schwanenpaaren locken jede Saison tausende von Touristen zu einem Spaziergang, einige wenige gehen wohl auch ein Stück weiter zur Waldkapelle zum Hl. Kreuz oder zum Monument zweier Kaiser auf dem Franzensberg. Eine Reihe von Stätten innerhalb des Parks wie auch in dessen unmittelbarer Nähe haben ihre eigene Geschichte oder ungewöhnliche, fast vergessene Namen. So tragen auch einige Steine ihren Namen.
Steuern Sie von Königswart über eine Abkürzung zum Bahnhof, kommen Sie an einem Ort vorbei, der einst als „Irlat“, deutlicher „Erlich“ bezeichnet war – heute würden wir ihn wohl als „Zum Erlenwäldchen“ bezeichnen. Unmöglich können Sie hier einen gewaltigen Granitblock übersehen. Wenn Sie weitergehen, kommen Sie an weiteren, ähnlichen Steinblöcken am Weg zum Haidteich vorbei, der seinen Namen nach dem örlichen kargen Landstrich Haidfelsen erhielt; heute ist dieser Ort als „Bei den Findlingen“ und „Zaječák“ bekannt. Diese Felsen findet man weiter in den Schlosspark hinein. Oberhalb des Schlosses finden Sie diese am Maierberg, dort, wo die Waldkapelle zum Hl. Kreuz, ein Altan sowie ein Teehäuschen stehen. Einige Findlinge wurden in der Vergangenheit so bearbeitet, dass sie mit den eingemeißelten Stufen Aussichtspunkte, die Natursteinwand der Kapelle oder steinerne Aussichtsbänke darstellen.
Am nordwestlichen Rand des Schlossparks liegt ein ursprünglich als Antonsberg, 1835 in Franzensberg umbenannte Hügel. Anlässlich des Besuches des österreichischen Kaisers Ferdinand der Gütige war hier das bereits erwähnte Franzensmonument, auch als „Obelisk“ oder „Monument der zwei Kaiser“ bezeichnet, errichtet worden. Angeblich war von hier ein recht schöner Ausblick auf das Schloss. Ein weiterer Granitfindling findet sich in den unweiten „Felsen der Prinzessin Pascalina“, diese war eine Enkelin des Kanzlers Metternich, die 1890 auf tragische Weise ums Leben kam. Wenn Sie dann weiter in Richtung zum Unteren Žandov gehen, kommen Sie zum Saifensiederbühl. All diese Steine lagen von Urzeiten an diesen Stellen als stumme Zeugen längst vergangener Zeiten. Sie gaben zu Gerüchten über die schöne Jungfrau Magdalena und ihren bösen Onkel, zu Märchen von bösen Teufeln, Zwergen und dem Riesen Kobr aus dem Austerlitzer Wald Anlass.
Vom Schloss führt Richtung Norden durch den Park ein Weg, die sogenannte „Vogelallee“ hin zum bekanntesten Naturdenkmal dieser Gegend, dem sogenannten „Weißen Stein“. Von diesem einst gigantischen Felsgebilde aus Kiesel von blendend weißer Farbe, der alten Quellen nach viele Meter über das umliegende Land am Weg von Königswart nach Ubočí herausragte und weit in die Ferne leuchtete, sind nur noch klägliche Reste erhalten. Ursprünglich handelte es sich um ein Grat des hiesigen, sich weit ausdehnenden Kieselstein-Vorkommens, dessen reiner, rosaschimmernder Kiesel bis zum Jahr 1905 von der Glaserei Heller abgebaut wurde. Da dieser eisenfreie Kiesel für die Porzellan- und Glasproduktion sehr wertvoll ist, wurde der gesammte Fels gesprengt, aber nicht nur dessen über der Erdoberfläche liegende Teil, sondern auch ein guter Teil der Pegmatit-Ader, die so weit in die Tiefen reichte, bis Grundwasser weiteren Abbau unmöglich machte.
Als mit dem Sprengen des „Weißen Steines“ begonnen wurde, kam Dr. V. Brehm hierher mit dem Ziel, diesen rosa Kiesel zu gewinnen. Zu seiner großen Überraschung fand er im gesprengten Material kostbaren Beryll, weiter auch Triphyllin, das sehr seltene Fluorcerit sowie weitere Mineralien. Nach Auswertung aller Funde stellte er 1930 fest, dass im Schutz des Schattens einer Baumgruppe beim „Weißen Stein“ ein ganzes Museum seltener und interessanter Mineralien ruhe. Davon blieb jedoch nur der Ortsname übrig. Anstelle des weißen Steins war bald ein tiefes Loch voll Wasser. Unsere Generation hat den entstandenen Graben mit Bauschutt angefüllt und der einst so bezaubernde Weg von Königswart wurde zu einer unpassierbaren Mondlandschaft. Die Geländewagen der Armee sowie Traktoren schufen einen wilden Weg quer durch die umliegenden Grundstücke.
Wir sollten das wohl so nicht lassen. Unordnung sollte man aufräumen, Steinen und Plätzen sollte man ihre Geschichte zurückgeben. In letzter Zeit kann ich mich nicht von dem Gedanken befreien, dass diese Steine dies von uns erwarten.