Der Betrieb des Golfplatzes auf der Schloss Kynžvart wurde eingestellt.
Ein neuer Kaiser wurde geboren
Museum Geschichten, Dr. Miloš Říha, 2004
Wenn der zukünftige König geboren ist, reitet ein feierliches Gefolge nach allen Seiten, um dieses rühmliche Ereignis den Untergebenen und Nachbarn mitzuteilen. So irgendwie geht es im Märchen zu, so fern ich mit nicht irre. Solch ein Zuwachs zur Familie bedeutet jedesmal eine großes Ereignis. Stolz prahlen wir damit vor allen Bekannten und Freunden und das auch in den Fällen, wenn wir gerade kein König oder Kaiser sind.
Bei den Habsburgern war das selbstverständlich ähnlich, nur die allerwichtigste Persönlichkeit, die alles als erste und hübsch von der Quelle wissen musste, war Klemenz Wenzel Lothar, Fürst von Metternich. Schon seit 1809 war er österreichischer Außenminister und in den Jahren 1814 - 1815 leitete er den Wiener Kongress, der nach der Niederlage von Napoleon über das künftige Europa entschied. Von 1821 – 1848 war er österreichischer Staatskanzler. Er war also in der Monarchie gleich nach seinem Habsburger Kaiser die Nr. 2.
Deshalb informierte Goéss, höchster Hofmeister der Erzherzogin Sophie, den Kanzler Metternich sehr ausführlich über die Geburt des künftigen Kaisers Franz Josef I. Den ersten Brief schickte er ihm aus Schönbrunn schon am 16. August 1830 um halb sieben am Abend. Er teilte ihm mit, dass nach Mitteilung der Experten schon die Geburtswehen ihrer Hoheit eingesetzt hatten. In seinem weiteren Brief vom 18. August um halb zehn vormittags schreibt er schon, dass die Erzherzogin vor einer Viertel Stunde einen gesunden Sohn entbunden hat. Beide auf französisch geschriebenen Briefe mit ungewöhnlich ausführlicher Darstellung des Verlaufs der schweren Geburt, werden im Schlossmuseum von Königswart aufbewahrt.
Immer aktuelle, ausführliche und authentische Nachrichten zu erhalten war ein großes Privileg von Metternich. Schon im April 1829 informierte ihn Jacob von Staudenheim auf Anweisung Kaiser Franz I. ausführlich über Ursache und Symptome der Krankheit des Kronprinzen, des späteren Kaisers Ferdinand V. Dieser litt als Folge einer schweren Geburt schon seit der Kindheit an Epilepsie in Kombination mit weiteren Geisteskrankheiten. Bis zu seinem 9. Jahr wurde er fast nicht erzogen. In diesem sehr vertraulichen Brief erfuhr Metternich alle Einzelheiten über die Geistesschwäche des Prinzen, die die Ursache für seine verwahrloste Persönlichkeit war. Wie nützlich diese Informationen gewesen waren, zeigte sich schon nach 6 Jahren, als Ferdinand der Gütige nach dem Tod von Kaiser Franz I. neuer österreichischer Kaiser und Metternichs Vorgesetzter wurde. Aus der Geschichte ist sehr gut bekannt, dass Metternich nützliche Informationen zu verwenden wusste.
Im September des Jahres 1835 besuchte Ferdinand V. auch das Schloß Königswart. Der klassizistische Umbau des barocken Schlosses war gerade beendet worden und auch der erneuerte Schlosspark gab Metternich Gelegenheit, sich vor dem neuen Kaiser mit diesem Schmuckstück am Rande des Kaiserwaldes zu rühmen. Sicherlich prahlte er aber nie mit den alten vertraulichen Nachrichten.
Der schwache und kranke Kaiser Ferdinand V. löste also den Kaiser Ferdinand I. ab, welcher am 2. März 1835 gestorben war. Auch über den Verlauf der Krankheit von Ferdinand I. war Metternich im voraus sehr ausführlich informiert worden. Insgesamt fünf ärztliche Berichte über den Verlauf der fiebrigen, leicht entzündlichen Erkrankung schickte der persönliche Arzt des Kaisers Andreas Josef Stifft an Metternich.
Als sich das Jahr 1848 näherte, war Metternich 75 Jahre alt. Er hatte Gelenkschmerzen, hörte schlecht, aber über den Abgang in den politischen Ruhestand dachte er immer noch nicht. Seine politischen Erfahrungen und die ausgezeichneten Nachrichten seiner Berichterstatter signalisierten ihm zwar frühzeitig das Ansteigen von sozialen und völkischen Unzufriedenheiten, trotzdem wurde er von dem revolutionären Jahr überrascht. Nach dem Rücktritt von Ferdinand dem Gütigen musste er Wien auf die Schnelle geheim verlassen und sich bis zum Jahr 1852 im Londoner Exil verbergen. Vielleicht hat er sich dabei manchmal an die zwei Briefe aus dem Jahr 1830 über die Geburt des zukünftigen Kaisers erinnert. Damals konnte er beim Lesen wohl kaum ahnen, dass der Wechsel der Kaiser nach der Märzrevolution von 1848 gleichzeitig auch das Ende seiner politischen Kariere bedeuten würde.